Als Kind – warum auch immer, einen Bezug hatte sonst niemand bei uns – mit dem Pferdevirus infiziert, hat mich die Liebe zu diesen Wesen im wahrsten Sinne nicht mehr losgelassen. Was Pferde mich alles gelehrt haben, lässt sich kaum in Worte fassen. Vielleicht lässt es sich am besten mit Herzensbildung zusammenfassen.
Mein beruflicher Weg mit Pferden begann zunächst als Reitlehrerin neben dem Studium der Medizinphysik, das nach Abschluss auch erst einmal meine Hauptprofession vorgab. Bald entschied ich mich für die nebenberufliche Ausbildung zur Huforthopädin, weil Huforthopädie nichts anderes ist als das Verständnis für Hufphysik in Kombination mit einer handwerklichen Tätigkeit. Als Naturwissenschaftlerin überzeugte mich die Logik und Ganzheitlichkeit der Vorgehensweise der von Jochen Biernat entwickelten Huforthopädie. Zusammen mit den Lehren der akademischen Reitkunst habe ich für mich das Gesamtpaket einer gesunderhaltenden Betreuung des Pferdes gefunden.
Mittlerweile bin ich einige Jahre erfolgreich hauptberuflich mit meinem ganzheitlichen Konzept tätig und habe immer noch täglich Freude und Faszination an den Pferden, die mir begegnen.
Die Lernreise geht immer weiter und ich bin sehr gespannt auf alles, was mein Gehirn noch aufsaugen darf.
Durch alle Lebensphasen haben sie mich begleitet, speziell mein Tango ist die meiste Zeit meines Lebens an meiner Seite. Er ist der Grund für meine Berufswahl und hat mich reiterlich am meisten geprägt. Oft lagen Genie und Wahnsinn dicht beieinander und um eine Einheit zu werden, musste ich üben zu verstehen. Wir sind durch viele Tiefs aber noch mehr Hochs zusammen gegangen und ich bin unendlich dankbar, noch so viel Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Das Alter zeigt mittlerweile seine Spuren, aber er ist noch da und fit und bekommt die beste Betüddelung, die er braucht.
Seit 2017 ist Shetty-Herr Don mit von der Partie – mit allem, was ein Shetty so ausmacht. Sie sind die Dackel (große Dackel-Liebe!) unter den Pferden und er hat Tango in manch schlechter Phase am Leben gehalten. Lieblingsbeschäftigung: gekrault werden. Auch Donnie wird akademisch gearbeitet, natürlich ausschließlich vom Boden aus, und zeigt große Freude an durch ihn akrobatisch interpretierten Schulsprüngen. Er hat mir gezeigt, wie anders die Hilfengebung bei einem kleinen Pferd sein muss; seine Übersetzung ist so viel schneller als die eines (körperlich) großen Pferdes.
Im Mai 2022 haben ein weiteres Pferdefamilienmitglied begrüßt. Szogun ist ein polnisches Warmblut und mein Nachwuchspferd. Mit einigen körperlichen Aufgaben belegt, arbeiten wir hauptsächlich vom Boden aus an seinem Körpergefühl (was für einen Riesen wie ihn gar nicht so leicht zu erfassen ist) und der Fähigkeit, seinen eigenen Körper auch ohne Reiter obendrauf gesund zu tragen. Bevor wir allerdings an die körperlichen Herausforderungen gehen konnten, mussten wir uns auf eine kommunikative Ebene einigen. Szogun hat eine leichte Form des Shiverings, daher ist für ihn vorsichtiges zielgerichtetes Kraft- und Koordinationstraining momentan das wichtigste. Mittlerweile fühlt er sich in seinem Körper, auch dank der Unterstützung unserer Osteopathin schon deutlich wohler.